Galileis Turmexperiment, Einsteins Zwillingsparadox oder Schrödingers Katze – Gedankenexperimente spielen in den modernen Wissenschaften eine wichtige Rolle. Sie beschreiben in der Regel hypothetische Situationen, in denen bestimmte Konsequenzen von Theorien oder Hypothesen durchgespielt werden. In „Erkenntnis und Irrtum“ charakterisiert Ernst Mach die grundlegende Methode des Experimentierens als gezielte Variation von Erfahrungen. Gedankenexperimente und physische Experimente sind für ihn Extreme auf einem Kontinuum, wobei beide erkenntnisfördernd sind. Machs Ansatz stößt in der zeitgenössischen Wissenschaftsphilosophie auf unterschiedliche Kritik. So wird einerseits bestritten, dass Gedankenexperimente parallel zu Laborexperimenten begriffen werden können. In diesem Zusammenhang werden sie als ein völlig anderes epistemisches Instrument, beispielsweise als eine bestimmte Form von Argument, charakterisiert. Andererseits wird mit dem Verweis auf gravierende Defizite in der Methode des Gedankenexperiments Machs Vorstellung, dass wir aus dieser systematisch Erkenntnis gewinnen können, zurückgewiesen.

Im Seminar werden wir die Fragen, wie Gedankenexperimente zu charakterisieren sind, welche Funktionen sie in den Wissenschaften erfüllen und inwiefern wir Erkenntnisse aus ihnen gewinnen können, anhand ausgewählter Texte diskutieren.

 

Der Seminarplan mit der Literaturliste und den Anforderungen für Studien- und Prüfungsleistungen wird in der ersten Seminarsitzung bekannt gegeben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022
ePortfolio: Nein