Friedrich II. ist eine der widersprüchlichsten und vielseitigsten Herrschergestalten des Mittelalters. Geboren im süditalienischen Königreich Sizilien, entstammte er dem Herrscherhaus der Normannen, die an ihrem Hof auch byzantinische und arabisch-islamische Traditionen pflegten. Durch seinen Vater Erbe der Staufer, gelangte er als Schützling des Papstes nach Deutschland, wo er sich gegen seinen welfischen Rivalen, Kaiser Otto IV., erfolgreich behaupten konnte. Programmatisch stellte er sich hier in die Nachfolge Karls des Großen, dessen Schrein, den bis heute erhaltenen Karlsschrein in Aachen, er symbolisch schloss. Bald schon geriet er in Konflikt mit verschiedenen Päpsten, die sich von seinen Herrschaftsansprüchen herausgefordert fühlten. Als vom Papst Gebannter unternahm Friedrich einen Kreuzzug ins Heilige Land, wo er durch friedliche Unterhandlungen mit muslimischen Herrschern freien Zugang zum Heiligen Grab in Jerusalem aushandelte.

 

In Deutschland gehen auf seine Regierungszeit einige grundlegende Verfassungsgesetze zurück, die das politische System des Reiches bis in die Neuzeit hinein bestimmen sollten. Im Königreich Sizilien regierte Friedrich eines der modernsten zeitgenössischen Staatswesen, was sich insbesondere an der Gesetzgebung ablesen lässt. Sowohl in Deutschland als auch in Sizilien erließ er Regelungen zum Umgang mit religiösen Minderheiten, den Juden und Muslimen. Friedrich korrespondierte mit arabisch-islamischen Gelehrten und trat selbst als Autor hervor. In den Formen seiner Herrschaftsrepräsentation ahmte er antik-römische, aber auch orientalische Vorbilder nach.

 

Seine Gegner, namentlich die Päpste, verteufelten ihn, wohingegen er seinen Anhängern, aber noch mehr späteren Verehrern als das „Staunen der Welt“ erschien, was nicht zuletzt damit zusammenhing, dass das Herrschergeschlecht der Staufer kurz nach seinem Tod unterging. Im Rückblick erschien Friedrichs Herrschaft daher als Goldenes Zeitalter, als Epoche eines starken und mächtigen Kaisertums. In der Moderne ist Friedrich gerade wegen der transkulturellen Aspekte seiner Herrschaftspraxis ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Das Hauptseminar behandelt die unterschiedlichen Aspekte von Leben und Wirken Friedrichs II. und stellt sie jeweils in den forschungsgeschichtlichen Kontext.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022