Seit Jahrhunderte leben Christen in der arabisch-islamischen Welt; in der Vormoderne unterstanden sie als sogenannte Schutzbefohlene der islamischen politischen Autorität. In Bezug auf al-Andalus, das islamische Spanien, bezeichnet man sie häufig als Mozaraber, weil sie sich „arabisiert“ hätten. Doch handelt es sich nicht um eine Selbstbezeichnung; vielmehr ist der Begriff erstmalig im christlichen Nordspanien, wohl für Einwanderer aus dem Süden, belegt. Die arabischsprachigen Christen bieten ein Beispiel dafür, dass religiöse und kulturelle „Identitäten“ keineswegs eindeutig sind. Sie sind Beispiele für die Figur des cultural broker, des Mittlers zwischen unterschiedlichen, vermeintlich voneinander getrennten Kulturen.

 

Das Masterseminar führt in unterschiedliche Themenberieche ein: den Status der Schutzbefohlenen, die sogenannten freiwilligen Märtyrer von Córdoba, die mozarabische Architektur, mozarabische Handschriften, die Mozaraber von Toledo, die über ein eigenes Autonomiestatut verfügten und einen eigenen Bürgermeister stellten, und schließlich in die Bedeutung der westgotisch-mozarabischen Liturgie, die bis heute in einer Kapelle der Kathedrale von Toledo gefeiert wird.

 

Das Thema eignet sich hervorragend als Einführung in aktuelle geschichtswissenschaftliche Ansätze wie die transkulturellen Studien, die Verflechtungsgeschichte sowie zur Veranschaulichung von Konzepten wie Hybridität, aber auch zur Diskussion älterer Ansätze wie Akkulturation und Kulturtransfer.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022