Das Bild, das man sich heutzutage von Soldaten des 18. Jahrhunderts macht, ist geprägt von bunten Uniformen und Schlachtengemälden, in denen sie wie Zinnsoldaten gedrillt in Reih’ und Glied ins Verderben zu ziehen schienen. Und ja, es lohnt sich, solche Vorstellungen auf den Prüfstand zu stellen und zu schauen, wie sich Leben und Überleben im Krieg im Licht der Quellen darstellt. Aber es geht noch um mehr. Die Soldaten des 18. Jahrhunderts waren meist Angehörige stehender Heere, und anders als ihre Vorgänger in den Söldnerheeren des 16. Jahrhunderts führten sie daher auch ein Alltagsleben im Frieden. Das wirft einerseits Fragen nach dem Friedensdienst und der militärischen Ausbildung, dem Drill, auf, andererseits aber auch nach dem Verhältnis zwischen Soldaten und Zivilbevölkerung, die sich in den Garnisonstädten irgendwie arrangieren mußten. Von großer Bedeutung war es, wie die Menschen überhaupt zu Soldaten wurden in einer Zeit, in der die Heere so groß waren wie noch nie, in der es aber auch noch keine richtige allgemeine Wehrpflicht gab. Viel ist von Zwangswerbungen die Rede, aber ob auf diese Weise eine Armee zusammengehalten werden konnte, steht auf einem anderen Blatt. Wir haben es, abstrakter gesehen, in vielerlei Hinsicht mit einem Militär im Übergang zwischen Tradition und Moderne zu tun. Das Thema erlaubt es daher, Staatengeschichte und Alltagsgeschichte, abstrakte Ideen und materielle Kultur zu verbinden also unterschiedliche Fragestellungen von grundsätzlicher Bedeutung zu erproben. Und es ermöglicht den Umgang mit ganz unterschiedlichen Quellen, die kritisch auf ihren Aussagewert befragt werden müssen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22