Die Subaltern Studies sind bekannt für ihre Kritik an eurozentristischen Theorien. Als ‚Theorie des globalen Südens‘ formulieren sie den Anspruch, historische Soziologie, Kulturanalyse und politische Ökonomie zu einer neuen Gesellschaftstheorie miteinander zu verbinden. Doch ist ihr Geltungsanspruch nur auf den ersten Blick auf den ‚Süden‘, auf postkoloniale Verhältnisse und die Kritik des Eurozentrismus begrenzt. Ihr theoretischer Anspruch ist auf das gesamte Spektrum gesellschaftlicher Praxis bezogen. Als politische Theorie reihen sie sich in die Tradition postkolonialer Theorien ein, die sich die Ablösung des historischen Materialismus als Gesellschaftskritik und emanzipative Praxis auf die Fahnen geschrieben haben, im ‚Norden‘ wie im ‚Süden‘. Das Seminar nimmt sich eine Überprüfung dieses umfassenden Anspruchs vor und wird sich dafür die Kernthesen der Subaltern Studies vornehmen. Als Grundlage dient die Lektüre des Buches ‚Postkoloniale Theorie und das Gespenst des Kapitals‘ von Vivek Chibber. Im Zuge dessen werden Grundbegriffe soziologischer Theorie wie Macht, Handeln und Interesse, im Besonderen auch die in Kritik geratenen historisch-materialistischen Begriffe von Arbeit, Kapital, Wert und Klasse unter die Lupe genommen. Einen weiteren Schwerpunkt der Diskussion bilden die Geschichte bürgerlicher Revolutionen, der Entstehung und Ausbreitung des Kapitalismus und die Rolle der Kultur in diesen Prozessen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22