Die Vermutung, dass hinter den augenfälligen Geschehnissen von Geschichte und Politik geheime Mächte wirken, ist ein wiederkehrendes Denkmuster, das eng mit der westlichen Religionsgeschichte verbunden ist. Verschwörungstheorien ermöglichen Komplexitätsreduktion und Personalisierung von Machtphänomenen. Auffällig ist, dass die Neigung, sich Machtvorgänge über Verschwörungstheorien plausibel zu machen, weltweit zunimmt. Je eindringlicher Institutionen der globalen Moderne (UNO, Weltbank, „der“ Staat, „die“ Kirche, „die“ Parteien) für sich Rationalität und Transparenz reklamieren, umso mehr scheinen Misstrauen und damit der Hang zu Verschwörungstheorien zu wachsen. „Okkulte Kosmologien“ sind Bestandteil der globalen Moderne.

In der Lehrveranstaltung geht es um „klassische“ und aktuelle Fallbeispiele (u.a. Hexenverfolgung, Illuminaten-Bund, jüdische „Weltverschwörung“, esoterische Verklärung des Nationalsozialismus, Mondlandung, AIDS, Sept. 11, QAnon), um Verschwörungsweltbilder als globales Phänomen der Gegenwart und schließlich um Theorien und Typologien zur Erklärung des Verschwörungsdenkens als Ideologie oder „Theorie“, als Mythos oder Narrativ, als „disqualifiziertes“ oder „populäres“ Wissen u.a.m.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22