Die Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Deutschland hat gerade in den Städten bis heute zahlreiche Spuren hinterlassen: Fassbar ist sie nicht nur in jüdischen Friedhöfen, Synagogenbauten oder Ritualbädern, sondern auch in Straßennamen wie "Judengasse" oder "Judengraben", oft im Herzen der christlichen Städte gelegen. Ebenso sind die Zeichen ihrer Verfolgung vielerorten noch sichtbar: An und in Kirchenbauten finden sich antijüdische Diffamierungen, etwa in Form der herabwürdigenden "Judensau"-Abbildungen; hebräisch beschriftete Grabsteine erscheinen ostentativ in christlichen Gebäuden als Baumaterial eingesetzt; archäologisch nachweisbar sind die oft gewaltige Brand- und Schuttschichten, die auf die Pogromwelle in den Zeiten der Pest ab 1348 zurückzuführen sind. Aber nicht nur Relikte im Stadtbild, auch zahlreiche Schriftquellen sowohl aus jüdischer wie christlicher Perspektive berichten uns bis heute von der langen, oft prekären jüdisch-christlichen Nachbarschaft in den mittelalterlichen Städten.

Ziel des vierstündigen Proseminars ist es, die wechselvolle Geschichte der jüdischen Gemeinden am Beispiel zentraler Quellen und anhand der einschlägigen Forschung gemeinsam zu erarbeiten. Über dieses Thema bietet das Seminar eine allgemeine Einführung in die Grundbegriffe und Arbeitstechniken mittelalterlicher Geschichte, stellt zentrale Werkzeuge und Hilfsmittel vor und macht mit der Recherche von Forschungsliteratur vertraut. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird die regelmäßige, aktive Teilnahme auch an Exkursionen in Museen und Archive erwartet. Als verpflichtende Studienleistungen gelten kursbegleitende kleinere schriftliche Stundenvorbereitungen sowie eine mündliche Präsentation (inklusive Handout). Der Leistungsnachweis erfolgt durch die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22