Als "sozialistische Bruderstaaten" des sog. Ostblocks sollte die DDR und die Volksrepublik Polen idealerweise eine partnerschaftliche, harmonische Beziehung verbinden. Tatsächlich gestaltete sich das Verhältnis zwischen den beiden Staaten aber durchaus spannungsvoll und dynamisch. Zwar teilten sie mit ihrer Bündniszugehörigkeit ihre ideologischen Grundlagen und wiesen Ähnlichkeiten in ihren politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ansprüchen und Strukturen auf. Gleichzeitig führten z. B. die belastete Vergangenheit und unterschiedliche Umsetzungen blockübergreifender Prämissen immer wieder zu Konflikten. Handelte es sich also - wie der Bürgerrechtler Ludwig Mehlhorn konstatiert - um eine "zwangsverordnete Freundschaft"?
Diese Frage greifen wir im Proseminar auf und untersuchen die DDR und die Volksrepublik Polen aus verflechtungsgeschichtlicher Perspektive. Verschiedene Quellen und methodische Zugänge dienen zum einen dazu, ostdeutsch-polnische Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Zum anderen analysieren wir wechselseitige Transferprozesse und Einflussnahmen, gegenseitige Wahrnehmungen und Konfliktpotentiale.
Neben Entwicklungen auf staatlicher Ebene stehen dabei auch nichtstaatliche Austausch- und Abgrenzungszusammenhänge (und damit kirchliche Initiativen, gesellschaftliche Organisationen, wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Akteure) im Fokus.
An diesem historischen Beispiel werden in der Veranstaltung - wie für ein Proseminar üblich - die methodischen und theoretischen Grundlagen und wichtigsten Hilfsmittel der geschichtswissenschaftlichen Erforschung der Neueren und Neuesten Geschichte vermittelt und praktisch eingeübt.

 

Die Veranstaltung findet digital statt und wir als Kombination aus synchronen und asynchronen Elementen durchgeführt. Dabei steht die Teilnahme an der Veranstaltung auf keinen Fall der Teilnahme an anderen Präsenzveranstaltungen im Weg. Anfahrtswege etc. werden bei der Zeitplanung berücksichtigt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22