Kann man Berichten trauen, die behaupten, dass sich etwas extrem Unwahrscheinliches zugetragen hat? Im Enquiry argumentiert Hume, dass man Berichten über Wunder niemals Glauben schenken darf, weil die Glaubwürdigkeit eines Berichts unter keinen Umständen so hoch sein kann, dass sie die Unwahrscheinlichkeit ihres Inhalts aufwiegen könne. Während das Argument im Laufe der Jahrhunderte viele Anhänger fand (wenngleich nicht unumstritten war), wurde in der modernen Debatte auf der Grundlage der formalen Erkenntnistheorie präzise herausgearbeitet, dass das Argument einen bedeutenden Fehler enthält: John Earman spricht von „Humes kapitalem Fehlschlag“. In diesem Seminar wollen wir das Argument, seine historischen Hintergründe, begrifflichen Voraussetzungen, die Besonderheiten seiner formalen Struktur und die moderne Kritik daran verstehen. Auf diese Weise führt das Seminar am historischen Beispiel in die formale Erkenntnistheorie ein. Vorausgesetzt werden erkenntnistheoretische Grundlagen, wie sie z.B. in der Einführung in die Erkenntnistheorie vermittelt werden, sowie eine gewisse Bereitschaft, sich auf formale Beschreibungen (durch Wahrscheinlichkeiten) einzulassen. Manche der Texte, die wir lesen, sind nur auf Englisch zugänglich.
- Lehrende/r: Paul Näger
- Lehrende/r: Oliver Robert Scholz