2024 wird sich zum 600. Mal die Entscheidung des Kölner Rates jähren, die in Köln ansässige jüdische Gemeinde dauerhaft aus ihren Mauern zu vertreiben; erst in der Moderne konnten sich Menschen jüdischen Glaubens wieder in Köln ansiedeln. Mit seiner Entscheidung, die Jüdinnen und Juden auszuweisen, schlug der Kölner Stadtrat 1423/24 gewaltsam ein rund vier Jahrhunderte währendes Kapitel der Stadtgeschichte zu, das ebenso von schweren Verfolgungswellen und latenter Diskriminierung wie umgekehrt von einer bemerkenswerten nachbarschaftlichen Kommunikation und Kooperation im Alltagsleben geprägt war. Das geplante Jüdische Museum im Archäologischen Quartier Köln (kurz MiQua), dessen neue Gebäude derzeit direkt vor dem Kölner Rathaus in die Höhe wachsen, wird diese ambivalente Geschichte vor allem durch die archäologischen Befunde und Funde des mittelalterlichen jüdischen Viertels erfahrbar machen. In einem Buchprojekt, dessen Publikation für 2024 geplant ist, soll sie in Form eines Quellen-Lesebuchs nacherzählt werden.

Ziel des Hauptseminars ist es, über die einschlägige Forschung einen Überblick über die große, bislang nicht zusammenhängend erschlossene Fülle an Zeugnissen über die jüdische Geschichte Kölns im Mittelalter zu gewinnen. Zugleich wollen wir zu ausgewählten Aspekten eine Vorauswahl für das Buchprojekt diskutieren und näher analysieren. Angedacht ist eine Exkursion nach Köln.

Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird die regelmäßige, aktive Teilnahme erwartet. Als verpflichtende Studienleistungen gelten kursbegleitende kleinere schriftliche Stundenvorbereitungen sowie eine mündliche Präsentation (inklusive Handout). Voraussetzung für die Teilnahme sind Grundkenntnisse des Lateinischen sowie die Bereitschaft, sich mit Vorstufen des heutigen Deutschs auseinander zu setzen.  

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22