Die Syntax vieler Sprachen kennt Prädikate, die mehr als nur ein Verb beinhalten. Dazu zählen neben Auxiliarverben (Ich habe geschlafen) und Modalverben (Ich sollte schlafen) vor allem serielle Verben. Verbserialisierung liegt dann vor, wenn ein Prädikat aus mehreren gleichrangigen Verben besteht, die (a.) zueinander in keinem syntaktischen Abhängigkeitsverhältnis stehen, (b.) sich grammatische Kategorien wie Tempus, Aspekt und Modus teilen und (c.) sich eines oder mehrere Argumente teilen. Sprachen mit Verbserialisierungen könnten einen Satz wie „Ich kam nach Hause, legte mich hin und schlief ein“ wie folgt ausdrücken: „Ich Haus komm-leg-schlafe-VERGANGENHEIT.“

Serielle Verben sind ein weit verbreitetes Phänomen und finden sich vor allem in den Sprachen des malayiischen Archipels und New Guineas, in Ost- und Südostasien, sowie in Westafrika und im Amazonas. Typologische Forschung legt nahe, dass weltweit zwar ähnliche Phänomene als Verbserialisierung bezeichnet werden, bei dieser Fülle an Sprachen aber auch erhebliche Unterschiede auftreten.

Das Seminar wird sich eingehend mit der Frage nach der Definition von seriellen Verben beschäftigen. Welche Eigenschaften kommen ihnen zu und wie grenzen sie sich von ähnlichen Konstruktionen ab? Im Anschluss werden einzelne Sprachen als Fallbeispiele herausgegriffen, um die grammatischen Eigenschaften genauer in den Blick zu bekommen. Hauptaugenmerk liegt dabei auf Widersprüche, die sich durch den Vergleich verschiedener Sprachen ergeben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22