„Wir dürfen nicht vergessen, daß Lukas die Mehrdeutigkeit liebt und sinnträchtige Doppeldeutigkeit kultiviert“, mahnt François Bovon in seinem grundlegenden Kommentar zum Lukasevangelium (ad Lk 14,4). Im Mittelpunkt der Lehrveranstaltung stehen ausgewählte Texte des Lukasevangeliums, die sich einerseits durch die von Bovon benannte Mehrdeutigkeit auszeichnen und andererseits für die lukanische Erzählung vom Messias, der leiden muss, von zentraler Bedeutung sind. Einen besonderen inhaltlichen Schwerpunkt bilden dabei unterschiedliche Formen der Wiederholung, die im Lukasevangelium zum Einsatz kommen, um erzählerischen Fortschritt zu generieren und gezielt theologische Akzente zu setzen. Die Teilnehmenden lernen, konstitutive Elemente narrativer Ambiguität zu identifizieren, begründete exegetische Voten zur Interpretation strittiger Passagen zu entwickeln und diese mit dem Gesamtzusammenhang lukanischer Christologie kritisch zu verknüpfen.


Semester: WiSe 2021/22