Der normative Anspruch der Demokratie ist auf den ersten Blick selbstevident, hat sich die Volksherrschaft doch zumindest in den modernen westlichen Gesellschaften längst als exklusive Chiffre politischer Legitimität etabliert. Eine tiefgründige Beschäftigung mit dem äußerst komplexen, ja widersprüchlichen Gegenstand der Demokratie hat indes nicht nur die Schwierigkeiten zu reflektieren, die etwa die Kritische Theorie, der Poststrukturalismus oder auch die postkolonialen Studien bei der Begründung von Normen allgemein aufgedeckt haben, sondern auch zur Kenntnis zu nehmen, dass sich die liberale, repräsentative Demokratie infolge der digitalen Technokratisierung auf der einen sowie des erstarkenden (Rechts-)Populismus auf der anderen Seite aktuell in einer schwerwiegenden Krise befindet. Die immensen politischen und sozialen Herausforderungen, vor denen die Demokratie in den 2020er Jahren gerade im Vergleich mit autoritären Regimen steht, sind dabei nicht zuletzt während der COVID-Pandemie transparent geworden.

 

Die Veranstaltung fragt entsprechend nach den geltenden, aber auch nach neuen und innovativen Möglichkeiten, die normative Legitimität der Demokratie unter den skizzierten Vorzeichen theoretisch zu erfassen und auf ausgewählte Problemkreise anzuwenden. Zu den Ansätzen, die in dieser Hinsicht zu analysieren und zu diskutieren sind, zählen z. B. die agonale Demokratie im Anschluss an Hannah Arendt, Claude Lefort, Ernesto Laclau und Chantal Mouffe, der neue Republikanismus bei Cass R. Sunstein, die kosmopolitische Demokratie bei David Held sowie die apophatische Demokratie bei Jacques Derrida. Relevant sind ebenso Ideen aus dem Spektrum des (Post-)Feminismus und Postkolonialismus. Auch die Theorie der digitalen Demokratie soll im Seminar zumindest gestreift werden.

 

 

Studienleistung: Kurzreferat und Projektskizze

 

Prüfungsleistung: Hausarbeit nach Maßgabe der Prüfungsordnung

 

 

Empfohlene Literatur zur Einführung:

Hidalgo, Oliver. 2014. Die Antinomien der Demokratie. Frankfurt a. M./New York: Campus.

Lembcke, Oliver/Ritzi, Claudia/Schaal, Gary S. (Hg.). 2012. Zeitgenössische Demokratietheorie. Band 1. Normative Demokratietheorien. Wiesbaden: Springer VS.

Manow, Philipp. 2020. (Ent-)Demokratisierung der Demokratie. Berlin: Suhrkamp.

 

 

Weitere Literatur wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22