Normative Fragestellungen in den Bereichen des Ethischen und Politischen sind dadurch charakterisiert, dass sie kontrovers sind. D.h. es können verschiedene Positionen zu ethischen und politischen Fragestellungen mit gesellschaftlicher Relevanz gerade deshalb eingenommen werden, weil für diese wiederum unterschiedliche rechtfertigende oder berechtigende Gründe angebbar sind. Für die ethische und politische Bildung in den philosophischen und sozialwissenschaftlichen Fächergruppen des schulischen Unterrichts folgen daraus zwei normative didaktische Forderungen: Zum einen soll der Fachunterricht kontrovers gestaltet werden, und zum anderen sollen die Lernenden die Fähigkeit erwerben, argumentativ fundierte Urteile im Rahmen der Kontroverse auszuformulieren.
In jüngeren Beiträgen insbesondere der politischen Bildung wird nun eine Kontroverse um die Reichweite und die Grenzen der Kontroversität geführt, und zwar sowohl mit Blick auf die öffentlichen Debatten als auch hinsichtlich der schulischen Bildung. Im Seminar wollen wir uns entsprechend im ersten Teil mit Texten zur Kontroversitätsfrage in den gesellschaftlichen Diskursen beschäftigen, um die Problemstellung in den Griff zu bekommen. Im zweiten Teil sollen Beiträge zur philosophischen, ethischen und politischen Bildung mit unterschiedlichem theoretischen Hintergrund und praktischer Intentionalität gelesen werden.
- Lehrende/r: Christian Thein