Der Essay concerning Human Understanding (1689) ist das Hauptwerk John Lockes in der Theoretischen Philosophie. Lockes Essay hatte eine kaum zu überschätzende Wirkung auf die Metaphysik, Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Sprachphilosophie und Semiotik der folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte. Zusammen mit den Schriften Isaac Newtons prägten die Werke Lockes die europäische Aufklärung. Daher ist es ein besonderer Glücksfall, dass G.W. Leibniz dem Essay seine Nouveaux Essais sur l’Entendement humain (entstanden 1703-05; EA posthum 1765), gleichsam als Kritik en détail, zur Seite gestellt hat.

Nach einem Überblick über die Bücher I-III des Essay werden wir gemeinsam Buch IV des Essay und Buch IV der Nouveaux Essais gründlich lesen und im Hinblick auf ihre erkenntnistheoretischen Lehren vergleichen. Da Locke als einer der Begründer des modernen Empirismus und Leibniz als musterhafter Rationalist gelten, kann der Vergleich auch zum Testfall für eine Überprüfung des gängigen philosophiehistorischen Schemas “Empirismus versus Rationalismus” dienen.

Wünschenswert sind gute Englisch- und Französischkenntnisse, um die Übersetzungen (z.B. in der Philosophischen Bibliothek des Verlages Felix Meiner) mit den Originaltexten vergleichen zu können.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22