In der Wissenschaftsgeschichte ist die Unterscheidung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften weder neu noch ungewöhnlich. Sie wird bis heute als nahezu selbstverständlich hingenommen, obwohl sich bei genauerer Betrachtung vielfältige Verständnis- als auch Definitionsfragen ergeben.  Inwiefern unterscheidet sich beispielsweise die Geistes- von der Gesellschaftswissenschaft? Wo liegt die Grenze zwischen allem, was Naturwissenschaft ist, und dem großen, teils nur schwer zu definierbaren „Rest“? Wie lassen sich Einzelwissenschaften einem der beiden Seiten überhaupt zuschreiben? Es scheint, als ob es bei beiden Wissenschaftsbereichen sowohl systematische als auch historisch gewachsene Kriterien gibt, die dazu führen, dass gewisse Methoden oder Gegenstandsbereiche der einen oder anderen Seite zugeschrieben werden. Diese Modernisierungs- und Transformationsprozesse sind es, die in diesem Seminar untersucht werden sollen - nicht zuletzt auch, um mit dem ein oder anderen Vorurteil und Klischee der gegenwärtigen Wissenschaftsauffassung aufzuräumen.


Semester: WiSe 2021/22