Die kunstwissenschaftliche Kernaufgabe ist es, Kunsterfahrung in Sprache zu überführen.
Verantwortlich dafür sind u.a. Methoden, die das Sehen in einen spezifischen Dialog mit dem
Denken treten lassen. Aus dem Sehen und Lesen von Kunstwerken wird damit ein erlernba-
res Handwerk. Doch die Fokussierung auf eine einzelne Methode macht nicht nur sehend,
sondern auch blind. Eine bestimmte Methode provoziert immer eine bestimmte Fragestellung,
wodurch davon unabhängige Aspekte übersehen werden können. Nur die souveräne Anwen-
dung eines Methodenpluralismus, also einer ganze Palette von Methoden, schafft hier Abhilfe.
Im Seminar werden Grundbegriffe „traditioneller“ kunsthistorischer Methoden ebenso disku-
tiert wie die Herangehensweise der sich selbst als radikal und kritisch definierenden New Art

History. So bedienen sich aktuelle Tendenzen der Kunstwissenschaft einerseits vermehrt beim
methodischen Instrumentarium benachbarter Disziplinen wie der Philosophie, Kulturanthro-
pologie, Semiotik, Psychoanalyse, Soziologie, Gender Studies, Postcolonial Studies, Animal
Studies oder New Materialism und wenden sich andererseits auch neuen Gegenständen wie
etwa populären oder naturwissenschaftlichen Bildern zu. Mit dieser Pluralisierung der Inhalte
und Methoden geht in vielen Fällen auch eine Politisierung von Kunstwissenschaft einher. Die
Veranstaltung soll u.a. dazu dienen, zu einer kritischen Selbstreflexion des eigenen Stand-
punkts und dessen Bedingungen zu gelangen. Scheine können durch die Vorstellung einer
kunstwissenschaftlichen Methode und ihre Anwendung auf ein selbstgewähltes Kunstwerk
erworben werden. Teilnahmevoraussetzung ist die Übernahme eines Referats
Einführende Literatur:
Anne d’Alleva: Methods & Theories of Art History. London 2019. /// Wolfgang Brassat/ Huber-
tus Kohle: Methoden-Reader Kunstgeschichte. Texte zur Methodik und Geschichte der Kunst-
wissenschaften. Köln 2003. /// Jonathan Harris: The New Art History. A Critical Introduction.
New York 2001.

Semester: WiSe 2021/22