Spätestens seit T. Parsons bis hin zu J. Habermas und N. Luhmann gilt als allgemeiner Gegenstand soziologischer Erkenntnis „die Gesellschaft”. Neuere soziale Theorien, insbesondere seit Mitte der 90er Jahre (J.-L. Nancy, M. Blanchot, J. Derrida, J. Ranciere, G. Agamben, R. Esposito), zeigen auch mit Blick auf die Prozesse der Globalisierung, die sich zugleich durch parallele Steigerung der Inkommensurabilität des Singulären auszeichnen, die Unzulänglichkeit des traditionellen Gesellschaftsbegriffs. Ausgehend vom offenkundigen Bruch im Sinn und der Bedeutung des Gesellschaftsbegriffs werden wir uns in diesem Seminar zwei Antipoden unter den Klassikern der Soziologie – E. Durkheim und G. Simmel – zuwenden, um Zusammenhänge zwischen den Konzeptionen von Dasein, Existenz, Sozialität, Mitsein und Gesellschaft herauszustellen. Dabei richtet sich unser Augenmerk darauf, den Widerstreit verschiedener sozialer Ordnungen herauszuarbeiten, ansetzend mit einer existenzialphänomenologischen Interpretation der klassischen soziologischen Dichotomien von Individuum – Gesellschaft, Gesellschaft – Gemeinschaft, System – Lebenswelt, System – Existenz.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22