Das Proseminar führt in die Geschichte von Ehe und Familie in der Neuzeit ein. Familien waren bis ins späte 19. Jahrhundert nicht nur Lebensgemeinschaften, sondern auch zentrale Akteure wirtschaftlichen Handelns. In Familien fand nicht nur das alltägliche Miteinander-Leben statt, ihre Haushalte waren zugleich Produktionsstätten, wie die bäuerlichen Höfe, die Textilwerkstätten der Weber und Spinner, oder die handwerklichen und kaufmännischen Betriebe. Dies änderte sich erst mit dem Aufkommen der industriellen Produktionsweisen und der modernen Verwaltung, die für viele Menschen ein Auseinanderfallen von Privat- und Arbeitsleben bedeuteten. Das Seminar untersucht das European marriage pattern als spezifisch europäische, gesellschaftliche Grundformation von Heirat und Familie der Neuzeit in seinen regional unterschiedliche Ausprägungen sowie die Rolle von Kirche, Recht bzw. Gericht, Familie und peer groups junger Erwachsener bei der Partnerwahl. Das 20. Jahrhundert ist dann zunächst gekennzeichnet durch die Etablierung der romantischen Liebe als mindestens auf einer ideologischen Ebene zentralen Grundlage ehelicher Partnerschaft im Bürgertum. In der zweiten Hälfte des 20. Jhs. führt dann die Auflösung der Heirat als Übergangsritus zu Kohabitation, Sexualität und Kinderzeugung bzw. –erziehung zu einer Pluralisierung der Lebensformen. Die inhaltliche Arbeit wird ergänzt durch die Einführung in Hilfsmittel, Methoden und Arbeitstechniken der Neueren und Neuesten Geschichte. Regelmäßige aktive Teilnahme, die Mitarbeit in einer Referatsgruppe, eine abschließende Klausur und eine schriftliche Hausarbeit sind Voraussetzung für den Erwerb eines Leistungsnachweises.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22