Die Etablierung marktwirtschaftlicher Strukturen ging in bürgerlichen Gesellschaften mit der Etablierung wohlfahrtsstaatlicher Leistungen einher. Der Wohlfahrtsstaat soll als öffentliche Instanz die materielle Existenz der Bürgerinnen und Bürger eines politischen Gemeinwesens gewährleisten, indem die Risiken kapitalistischen Wirtschaftens relativiert werden. Während also die Bedeutung des Wohlfahrtsstaates empirisch nur schwer von der Hand zu weisen ist, weist die theoretische Beschäftigung mit dem Wohlfahrtsstaat einige Defizite auf. Tatsächlich herrscht in der Forschung keine Einigkeit darüber, was der Begriff „Wohlfahrtsstaat“ umfasst: Welche Bereiche können überhaupt unter dem Begriff „Wohlfahrtsstaat“ subsumiert werden? Ist der Staat – wie der Begriff Wohlfahrtsstaat suggeriert – tatsächlich der zentrale Akteur im Rahmen der materiellen Existenzsicherung? Und wo können die Ursprünge (moderner) Wohlfahrtsstaatlichkeit verortet werden?

 

Um diese und andere Fragen beantworten zu können, beschäftigt sich der Lektürekurs mit Schlüsseltexten der Wohlfahrtsstaatsforschung, um - darauf aufbauend - auch aktuellere Entwicklungen diskutieren und verstehen zu können.

 

Der Lektürekurs setzt sozialpolitische Vorkenntnisse (etwa durch den Kursbesuch „Einführung in die Sozialpolitik“) sowie eine intensive Lesebereitschaft überwiegend englischsprachiger Texte voraus. Zu den Studienleistungen zählt neben der aktiven Beteiligung an den Debatten auch die Übernahme eines wissenschaftlichen Referates. Die Prüfungsleistung wird durch eine Hausarbeit erbracht.

 

Einführende Literatur:

Castles, Francis G.; Leibfried, Stephan; Lewis, Jane; Obinger, Herbert; Pierson, Christopher (Hrsg.): The Oxford Handbook of the Welfare State. Oxford, New York: Oxford University Press.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22