Den unbedingten Grund unseres Lebens ins Wort zu heben, heißt für einen Christen, das Ganze seiner Existenz in den Blick zu nehmen, das „in die dunklen Abgründe der Wüste dessen hinein [führt], den man Gott nennt“, so Karl Rahner. Wie also von der Macht Gottes sprechen und wie sie verorten? Gemäß der biblischen Überlieferung ist Gott als eine Macht zu begreifen, die dem Menschen etwas zumutet, und zwar den befreienden Prozess der Menschwerdung. Die Gottesfrage ist so eine Anfrage an den unbedingten Grund des menschlichen Daseins und der Möglichkeit seiner Freiheit.

Dieser Vorgang ist ein in existentieller und geistiger Hinsicht durchaus schwieriger Vorgang, denn es gilt zu verstehen, dass er an Orten geschieht, wo Menschen leben; in Räumen, in denen Menschen in ihre(n) Geschichte(n) verstrickt sind. Befreiung kann geschehen, wo diese prekären Verstrickungen in die Macht Gottes gestellt werden. Dazu gilt es auch zu verstehen, dass die Macht Gottes in seinem Wort wirkt, aber auch in der Sprache über ihn als theologische Rede von Gott, die sich selbst wieder in die Macht Gottes hineinstellen muss, wenn Sie nicht aus der befreienden Zumutung seiner Macht heraustreten will!

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22