Der Augsburger Religionsfrieden ist kein Hotspot der aktuellen Forschung, aber er ist ein zeitloses Thema. Denn der Augsburger Religionsfrieden gab eine vorläufige Antwort auf eine ganz ungeheure Herausforderung für das alte deutsche Reich: Die Koexistenz konkurrierender christlicher Konfessionen zu organisieren. Diese Herausforderung war so ungeheuer, weil die Vorstellung, das religiöse Fundament der Einheit Europas könnte zerbrechen, noch so neu und eigentlich unvorstellbar war. Diese Herausforderung war so ungeheuer, weil der religiöse Wahrheitsanspruch eigentlich keine andere Wahrheit neben sich gelten lassen kann. Diese Herausforderung war so ungeheuer, weil nicht nur die Strukturen des Alltags, sondern auch die Strukturen der Herrschaft noch so untrennbar von religiösen Legitimationsmustern und Geltungsansprüchen durchdrungen waren. Damit sind ein paar knifflige Probleme nicht nur der Reformation und der Gegenreformation, sondern auch der Reichsverfassung verbunden, denen wir auch im Seminar nicht ausweichen können. Um die Lösungen, die der Augsburger Religionsfrieden anbot, begreifen zu können, müssen wir zudem die Probleme in den Jahrzehnten davor behandeln. Um die Lösungen, die der Augsburger Religionsfrieden anbot, beurteilen zu können, müssen wir auch deren Tragfähigkeit in den Jahrzehnten danach in Betracht ziehen. Auf diese Weise sollte es uns aber gelingen, ein zentrales Kapitel nicht nur der Reichsgeschichte, sondern der allgemeinen Geschichte des Verhältnisses von Religion und Politik zu verstehen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2021