Durch ein ganzes Bündel kultureller Innovationen erweist sich das 4. Jahrtausend v. Chr. immer mehr als entscheidende Etappe der alteuropäischen Kulturgeschichte. Ohne Kulturkontakt über weite Entfernungen hinweg, die insbesondere auch über die nordpontische Steppenzone nach Westen vermittelt wurden, sind diese Innovationen nicht zu verstehen. Die archäologischen Quellen zeigen allerdings auch, dass das 4. Jahrtausend, für das in vielen Regionen Südosteuropas und in der Ägäis kaum Hinterlassenschaften überliefert sind, siedlungsgeschichtlich als „dunkle“ Epoche in Erscheinung tritt. Dem wird terminologisch vielerorts Rechnung getragen, indem die archäologischen Überreste der Zeit nach dem kupferzeitlichen „Boom“ des 5. Jahrtausends terminologisch einer „Protobronzezeit“ bzw. auch „Übergangsperiode“ zugerechnet werden. Dem ägäischen Raum kommt während des Frühhelladikums im 3. Jahrtausends v. Chr. insofern eine besondere Bedeutung zu, als dort durch die Etablierung proto-urbaner Gesellschaften (Stichwort „Internationales Zeitalter“) erste Grundlagen frühstaatlicher Organisation sich herauskristallisieren, die freilich erst im 2. Jahrtausend v. Chr. (Stichworte: Kreta, Mykene) zu voller Entfaltung gelangen. In der Vorlesung wird die kulturelle Entwicklung auf der Balkanhalbinsel, im Pontikum und in der Ägäis für beide Jahrtausende vergleichend rekonstruiert.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021