Jahrzehntelange Grabungstätigkeit förderte in Kellis in der Dakhleh Oase Siedlungsstrukturen vom Ende des 1. bis ins frühe 5. Jahrhundert zu Tage, die von Wohn- und Kultanlagen über erste Kirchbauten bis hin zu Nekropolen reichen. Neben der ptolemäischen Tempelanlage des Tutu mit seinem Geburtshaus sind aus Hausanlagen und Lokalarchiven auch literarische und dokumentarische Textzeugnisse in griechischer, syrischer und ägyptischer Sprache auf Papyrus, Holz, Stein oder Ton erhalten. Private Briefe und Urkunden zeugen von den Beziehungen der Einwohner in Kellis zu den Provinzmetropolen Alexandria und Antinoopolis. Die Vermischung altägyptischer Traditionen der Ptolemäerzeit mit römischen Herrschaftsideologien und neuen administrativen Strukturen sollen anhand des in Kellis erhaltenen Fundkanons nachgezeichnet, untersucht und erörtert werden. Die allmähliche Überlagerung lokaler kultureller und religiöser Werte durch importierte Religionen wie den Manichäismus und das Christentum zeigen in Kellis exemplarisch und auf kleinstem Raum, was sich zeitgleich in ähnlicher Weise vermutlich überall in Ägypten abspielte.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2021