Als „Denkerin der Stunde“ bezeichnet der Philosoph Richard J. Bernstein die Intellektuelle Hannah Arendt in einer vielbeachteten Studie von 2018, und in der Ankündigung einer 2020 veranstalteten Ausstellung zum Werk und Leben Arendts im Deutschen Historischen Museum hieß es, ihre „Meinungen und Urteile“ zu Problemen wie Totalitarismus und Antisemitismus, Feminismus und Rassismus seien noch für unsere Gegenwart „voller Sprengkraft“. Das Seminar möchte zweierlei: zunächst Arendts Denken aus historischer Perspektive rekonstruieren und dabei vor allem ihre Stellung als transatlantische Intellektuelle im Schnittpunkt von deutscher Denktradition und US-amerikanischer Öffentlichkeit darstellen, um sodann und auf dieser Grundlage Anschlussmöglichkeiten an gegenwärtige Debatten und Diskurse zu erörtern. Ein besonderes Augenmerk wird bei alldem auf der Verfasstheit und Publizität ihrer Texte liegen: Nicht allein was Arendt sagt, sondern auch wo (an welchen Publikationsorten) und wie (in welcher Form, in welchem Stil) ist für ihre öffentliche Wahrnehmung von entscheidender Relevanz, und zwar bis heute.
Zur Einführung empfiehlt sich die bei Reclam erschienene kurze Werkbiografie von Annette Vowinckel. Zur aktuellen Diskussion vgl. Richard J. Bernstein: Denkerin der Stunde. Über Hannah Arendt, Berlin 2000, sowie Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert, hg. von Monika Boll, Dorlis Blume und Raphael Gross, München 2020.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021