Gegenstand des Seminars ist die Geschichte der griechischen Staatenwelt im ‚kurzen‘ 5. Jahrhundert, vom Ende der Perserkriege bis zum Ausgang des Peloponnesischen Krieges (479-404 v. Chr.). Ausgehend von dem Gedanken, dass der sog. athenisch-spartanische Dualismus allein nicht geeignet ist, die Mächtekonstellation des 5. Jahrhunderts hinreichend zu beschreiben, wollen wir uns den ‚interpolitischen‘ Beziehungen innerhalb der griechischen Staatenwelt zuwenden: Welche Rolle spielten Mittelmächte wie Korinth, Argos oder Theben in diesem Mächtesystem? Wie funktionierte zwischenstaatliche Kommunikation und welche Mechanismen wurden entwickelt, um Bündnisse und Verträge abzusichern? Wie stand es innerhalb der großen Hegemonialsymmachien um das Verhältnis von Führungsmacht und Bündnern?
Wie zwischenstaatliche Politik im Griechenland des 5. Jahrhunderts funktionierte, kann nur vor den beiden Polen der „Vielgestaltigkeit und Einheit” der griechischen Staatenwelt (Hans-Joachim Gehrke) verstanden werden: Auf der einen Seite stand die Vielfalt der griechischen Poliswelt mit ihren bis zu 1035 unabhängigen Stadtstaaten in klassischer Zeit, auf der anderen ein panhellenisches Zusammengehörigkeitsgefühl, das in den Perserkriegen einen Schub erhalten hatte. Wie sich diese beiden Pole zueinander verhielten, d.h. welche Rolle die gesamtgriechische wie die lokale (und regionale) Ebene im zwischenstaatlichen Verkehr spielten, soll im Seminar ebenfalls thematisiert werden.
- Lehrende/r: Sebastian Scharff