Bourdieu zählt zu den bedeutendsten Soziologen unserer Zeit. Seine Studien der algerischen und französischen Gesellschaften unternehmen den ambitionierten Versuch, die Dichotomie von Struktur und Handeln aufzubrechen und dabei gesellschaftliche Machtstrukturen in den Mittelpunkt der Analyse zu rücken. Das Spannungsverhältnis von sozialer Reproduktion und sozialem Wandel, das sich in seinem Werk entfaltet, eröffnet eine analytisch tiefe Perspektive auf Herrschaft, Macht, Lebensstile, Bildung, Staatlichkeit, Kunst, um nur einige Themenfelder zu benennen. Gleichzeitig bietet es auch Nährboden für scharfe theoretische und methodische Kritik. Vor allem aber hat Bourdieus Soziologie Einzug in breite Teilbereiche der Soziologie gefunden und zur Analyse aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen weit über den französischen Kontext hinaus beigetragen. Migration und Diaspora, internationales Recht, globale Elitennetzwerke, Evaluierungsstandard oder studentische Mobilität sind nur einige wenige Analyseobjekte, die zunehmend aus einer Bourdieuschen Perspektive beleuchtet werden. Ziel des Seminars ist, das Werk Bourdieus kennen- und lesen zu lernen, zentrale Konzepte der Bourdieu’schen Soziologie zu definieren und kritisch zu reflektieren und mit anderen, z.B. durch Luhmann oder Foucault geprägte, Sozialtheorien in Bezug zu setzen. Darüber hinaus werden aktuelle Studien der Kultur-, Politischen und Rechtssoziologie herangezogen, um die Rezeption und Anwendung der Soziologie Bourdieus kennenzulernen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021