In diesem Seminar wollen wir die Methodologien und Ziele der Evidenzbasierten Medizin und der Epidemiologie untersuchen und miteinander vergleichen. Zudem wollen wir den Dissens analysieren, der zwischen Vertretern beider Disziplinen in der Covid-19-Pandemie auftritt.

Thematisiert werden zunächst u.a. randomisierte kontrollierte Studien, Placebo- und Nocebo-Effekt, sowie die beobachtende Methode der Epidemiologie. Umfassend werden wir uns sodann mit dem Bezug der Disziplinen auf Kausalität und auf Wirkmechanismen auseinandersetzen. Diese spielen in Evidenzbasierter Medizin und Epidemiologie jeweils unterschiedliche Rollen. Das birgt das Potential für grundlegende Dissense wie den bereits genannten. Während in der ersten Welle der Pandemie viele Epidemiolog*innen recht klare Handlungsempfehlungen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens aussprachen, verwiesen Vertreter*innen der Evidenzbasierten Medizin darauf, dass für die Wirksamkeit solcher Maßnahmen jegliche Evidenz fehle und zunächst eine Datenbasis geschaffen werden müsse. In der zweiten Welle liegen nun recht gut gesicherte Daten für einige Behandlungsoptionen vor. Die Erhebung von Daten zu der Bedeutung unterschiedlicher Infektionswege blieb jedoch hinter den Ansprüchen zurück. Wir werden analysieren, was aus dieser und ggf. weiteren Veränderungen der epistemischen Situation für die Beurteilung des Verhältnisses folgt, in dem die  Methodologien der beiden Disziplinen zueinander stehen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2021