Auch im Mittelalter war die Entstehung und Entwicklung politischer Ordnungen von programmatischen Überlegungen dazu begleitet, welche Aufgaben die Herrschaft haben sollte, was sie von ihrer Gefolgschaft erwarten könne und im Gegenzug selbst zu leisten habe. Rechtes und falsches Regieren wurden zum Gegenstand „theoretischer” Reflexion und führten zur Ausgestaltung von Forderungskatalogen an die Könige, an denen ihr Handeln gemessen wurde. Herrscherlob und -kritik lagen oft dicht nebeneinander und Kritik konnte bis zum Widerstand führen. Die Erwartungen an den gerechten, gut beratenen Herrscher speisten sich nicht nur aus kirchlichen Tugendlehren, sondern je später desto mehr aus politischen Theorien, die von Gelehrten geschrieben wurden und die eigene Konzepte für die politische Formation ihrer Gesellschaft entwarfen. Solche Theorien beschrieben die Verhältnisse ihrer Zeit und versuchten sie normierend zu beeinflussen und zu verbessern. Vielfach reichten die Denkhorizonte der Theorien dabei weit über das real Mögliche hinaus.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021