Der Neustoizismus, also die Wiederbelebung der stoischen Philosophie der Antike im späten 16. und 17. Jahrhundert, ist untrennbar verbunden mit dem Namen des flämischen Gelehrten Justus Lipsius (1547-1606). Insbesondere sein einflussreiches Werk De constantia in malis publicis (1584) kann cum grano salis als Bibel dieser philosophischen Bewegung gelten. Der Rückgriff auf die antike Stoa über Kernbegriffe wie constantia und ratio wird nun auch mit der christlichen Lehre harmonisiert. Die unsichere politische und konfessionelle Situation im Europa des späten 16. Jh. machte jedoch auch weit über die Niederlande hinaus eine Ethiklehre interessant, die innere Standhaftigkeit und Unabhängigkeit von äußeren, veränderlichen Widrigkeiten in den Fokus rückte.

Im Zentrum der Lehrveranstaltung steht die sprachliche, gedankliche und ideengeschichtliche Erschließung von De constantia durch gemeinsame Lektüre. Dabei sollen die Bezüge zur Zeitgeschichte ebenso in den Blick genommen werden wie das literarische Umfeld, in das auch Werke wie Johann Weyer’s De ira morbo (1577) und die Elementa philosophiae stoicae moralis (1606) des Kaspar Schoppe gehören. Ein wichtiges Ziel ist die Vertiefung der Kenntnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur sprachlichen Erschließung der Texte. Da wir uns mit den Texten zumeist im Lateinischen Original auseinandersetzen werden, sind ausreichende Lateinkenntnisse für die Teilnahme unabdingbar.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021