„Die Slawen“ sind ein Produkt der Sprachwissenschaft, von dem sich kaum genau sagen lässt, was sie - jenseits der Verwandtschaft ihrer Sprachen – verbunden hat bzw. verbindet. Seit der „Wiederentdeckung“ des Slawentums in Aufklärung und Romantik war es in erster Linie die identitätsstiftende und geschichtspolitische Funktion der Erinnerung an eine postulierte Gemeinschaft, die die moderne Vorstellung von „den Slawen“ belebt und getragen hat. Sowohl die nach politisch-nationaler Eigenständigkeit strebenden slawischen Völker als auch das imperialistische Zarenreich (und in seiner Nachfolge die Sowjetunion) haben sich im 19.-20. Jahrhundert der Beschwörung einer gemeinsamen „Urheimat“ und eines urdemokratisch-autochthonen Charakters der slawischen Frühgeschichte bedient. Gleichzeitig kam die Vorstellung von einem besonderen „Slawentum“ der westlichen, insbesondere der deutschen Außensicht in ihrer Überzeugung von einer romanisch-germanischen Kulturüberlegenheit entgegen. Das Hauptseminar wird dem entsprechenden „Slawendiskurs“ des späten 18. bis 20. Jahrunderts anhand ausgewählter Texte und herausgehender Protagonisten nachgehen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021