Seitdem sich die Migrationssoziologie in Deutschland als Subdisziplin etabliert hat, spielt der internationale Vergleich für sie eine bedeutende Rolle. Das Seminar will den Kursteilnehmenden den internationalen Vergleich als anspruchsvolles Forschungsdesign in der quantitativen und der qualitatativen Forschung näher bringen. Inhaltlich steht der aktuelle Forschungsstand zu internationalen Unterschieden hinsichtlich der Integration Zugewanderter sowie zu möglichen Erklärungen für diese Unterschiede im Mittelpunkt des Seminars. Zuerst gehen wir auf frühe Studien der 1980er und 1990er Jahre ein, die eine kleine Zahl westeuropäischer Länder qualitativ verglichen haben. Aus dieser Zeit stammen auch die normativ stark aufgeladenen Debatten über unterschiedliche nationale Modelle der Inkorporation von Zugewanderten (z.B. Assimilation, Multikulturalismus, ethnisches Modell), die um die Jahrtausendwende mit unerwarteten empirischen Ergebnissen zur Arbeitsmarktintegration Zugewanderter in Deutschland und den Niederlanden konfrontiert wurden. In den letzten 15 Jahren hat sich die Migrationssoziologie dann viel stärker empirischen Unterschieden hinsichtlich der sozialen Integration von Zugewanderten über Ländergrenzen hinweg gewidmet. Dabei wurde zum einen die Zahl der verglichenen Länder erhöht und teils über Europa hinaus erweitert. Gleichzeitig wurde deutlicher zwischen den institutionellen Rahmenbedingungen (die heute vor allem über neu entstandene Indizes verglichen werden) und Aspekten der sozialen Integration (inklusive der Einstellungen der nicht-zugewanderten Bevölkerung) unterschieden. Eine Herausforderung ist dabei noch stets, die institutionellen Rahmenbedingungen mit den sozialen Integrationslagen kausal zu verbinden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021