2021 jährt sich der 200-jährige Geburtstag des Romanciers Gustave Flaubert (*12. Dez. 1821). Zu den Gedenkfeierlichkeiten zu Ehren des Autors gehören u.a. eine Salammbô-Ausstellung im Musée des Beaux-Arts in Rouen (vom 23. April bis zum 19. Sept. 2021) sowie weltweit Kolloquien zur Bedeutung seines Werkes und Lesungen aus seinen Romanen, Erzählungen, Theaterstücken und seinem umfangreichen Briefwechsel.

Die Vorlesung will das Gesamtwerk Flauberts vorstellen und dabei die Aktualität des großen kanonischen Romanciers des 19. Jahrhunderts hervorheben. Die Relevanz Flauberts liegt sowohl in der thematischen Ausrichtung seiner Romane als auch in der diskursanalytischen Schärfe seiner Beobachtung von zeitgenössischer Welt, die oft gegen die politische und kirchliche Zensur des 19. Jahrhunderts erfolgt.

Thematisch wird sich die Vorlesung u.a. mit folgenden Komplexen auseinandersetzen: der langen, zusammen mit Maxime Du Camp unternommenen Orientreise (Okt. 1849 bis Juni 1851), die den jungen Flaubert mit einer fremden Welt konfrontierte; seinem Romanwerk, dem zunächst von den Zensurbehörden des Zweiten Kaiserreichs gerichtlich verfolgten Roman Madame Bovary. Möurs de Province (1856/1857), dem historischen Karthago-Roman Salammbô (1862) und schließlich der Éducation sentimentale (1869), in deren Zentrum die Februarrevolution von 1848 steht. Mit der Bedeutung der Religion(en) setzt sich Flaubert v.a. in der Tentation de saint Antoine und den eindrücklichen Erzählungen Trois contes (1875-1877) auseinander. Das unvollendet gebliebene Romanprojekt Bouvard et Pécuchet ist eine satirische Enzyklopädie des Wissens und der praktischen Anwendung von Wissen, die mit dem Dictionnaire des idées reçues als einer Quintessenz menschlicher „bêtise“, die sich in der Sprache herauskristallisiert, abschließt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2021