Der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche schlägt hohe Wellen und
wirft die grundsätzliche Frage nach dem Verhältnis von Sexualität und
Katholizismus auf. Dieser Frage soll in dem Hauptseminar nachgegangen
werden, indem untersucht werden soll, wie sich die katholische
Morallehre im Hinblick auf Sexualität im 19. und 20. Jahrhundert
entwickelt hat, wie Katholikinnen und Katholiken darauf reagierten und
wie das ungelöste Problem einer zeitgemäßen Auseinandersetzung mit
Fragen der Sexualität den allgemeinen Säkularisierungstrend befördert
hat. Eine besondere Rolle wird die Diskussion um die künstliche
Empfängnisverhütung in den 1960er Jahren spielen, aber auch die Kritik
am Zölibat sowie die öffentliche Auseinandersetzung mit dem
Missbrauchsskandal der letzten Jahre sollen thematisiert werden. Darüber
hinaus werden auch spezifische Formen der kirchlichen
Vermittlungspraktik in den Blick geraten wie Beichte,
Ehevorbereitungskurse etc., um so Strukturen kirchlicher „Pastoralmacht“
(M. Foucault) herauszuarbeiten.
- Lehrende/r: Klaus Große Kracht