Das 18. Jahrhundert hat als Zeitalter der Aufklärung eine große Fülle von Texten hervorgebracht, die sich als philosophische Texte lesen lassen – auch schon in deutscher Sprache. Leicht werden diese Texte im Fach Philosophie überschattet von denen eines alle anderen Philosophen überragenden Immanuel Kant. In diesem Seminar sollen deutschsprachige Texte aus dem 18. Jahrhundert auf dem Programm stehen, welche die Vielfalt der philosophischen Möglichkeiten verdeutlichen – aber keine Zeile Kant (und aus Zeitgründen keine englischen und französischen Texte). Autoren wie Gottsched entwickeln im 18. Jahrhundert eine neue philosophische Disziplin: die philosophische Ästhetik, während Herder einen geisteswissenschaftlichen Kulturbegriff aus der Taufe hebt, der als ein zentrales Element sogenannter ‚humanistischer Bildung‘ bis heute wirkt und sich Adolph Freiherr von Knigge, heute nurmehr als Höflichkeitsbrevier auf Sprichwörtliches reduziert, um philosophische Anthropologie bemüht. Und nicht Kant gewinnt den ersten Preis der Preußischen Wissenschaftlichen Akademie der Wissenschaften für seinen Aufklärungsaufsatz, sondern Moses Mendelssohn, alldieweil sich Karl Philipp Moritz auf ganz eigene Wege der „Erfahrungsseelenkunde“ begibt. – Kurzum, es ist einiges los im 18. Jahrhundert, das angeschaut, gelesen und reflektiert sein will, nicht zuletzt um auch die eigene Herkunft aus dieser geschichtlichen Scharnierstelle besser begreifen zu können.
- Lehrende/r: Vitus Schäfftlein
- Lehrende/r: Niko Strobach