Seit einigen Jahren ist die Literaturdidaktik zunehmend vor die Aufgabe gestellt, sich mit dem Paradigma der Inklusion auseinanderzusetzen und entsprechende bildungspolitische Vorgaben auf wissenschaftlicher Grundlage (kritisch) zu reflektieren (vgl. Olsen/Hochstadt 2019, S. 8). Zudem muss sie darüber nachdenken, wie inklusiver Literaturunterricht konzeptualisiert werden kann: Reicht es aus, bereits etablierte Ansätze und Theorien „an das Paradigma der Inklusion [zu] akkommodier[en]“ (Frickel und Kagelmann 2016, S. 12), sind ganz neue Modelle erforderlich oder ist es schier unmöglich, angesichts der Disparatheit der Umstände und der Heterogenität der Schüler*innen, „die unter dem Label ‚inklusiv‘ scheinbar vereinheitlicht werden“ (von Brand 2019, S. 225), universell übertragbare Konzepte zu modellieren? Diesen sowie weiteren Fragen, z.B. danach, inwiefern Literatur selbst „immer exklusiv und inklusiv zugleich“ (von Brand 2018, S. 4) ist, da sie einerseits „sehr unterschiedliche und auch individuelle Zugänge und Gratifikationen“ (ebd.) ermöglicht, sich andererseits als „Teil des klassischen Bildungskanons“ (Bräuer und Wiprächtiger Geppert 2019, S. 209) und zumindest als „gedruckter Text […] denjenigen [verschließt], die nicht in der Lage sind, zu lesen“ (von Brand 2018, S. 4), werden wir in diesem Seminar nachgehen. Die Bereitschaft zur Lektüre anspruchsvoller Sekundärliteratur wird vorausgesetzt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021