Die Sozialdemokratie steckt in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Dies schlägt sich nicht nur in den teils desolaten Wahlergebnissen in vielen Ländern nieder, sondern auch in einem kontinuierlichen Mitgliederschwund. Doch während kaum mehr angezweifelt wird, dass sozialdemokratische Parteien vor nie dagewesenen Herausforderungen stehen, gehen die Meinungen über die Gründe für die Krise weit auseinander. Was erklärt die Krise der Sozialdemokratie und wie hängt sie mit dem Aufstieg anderer Parteien zusammen? Wie hat sich ihre Wahlklientel verändert, wie ihre Inhalte? Und ist der beobachtbare Niedergang umkehrbar?

 

Um diesen Fragen nachzugehen, werden wir uns in dem Seminar mit den politikwissenschaftlichen Erklärungsansätzen zur Krise der Sozialdemokratie beschäftigen und sie im Kontext von sich wandelnden Parteiensystemen diskutieren. Dabei liegt der Fokus weniger auf der Erklärung einzelner Wahlausgänge, sondern vielmehr auf langfristigen gesellschaftlichen und politökonomischen Veränderungen. Konkret stellen die gängigen Erklärungsansätze entweder soziostrukturelle Veränderungen, materielle Beschränkungen, ideelle Faktoren oder institutionelle Eigenschaften der Parteien in den Vordergrund (Bandau 2019). Wir werden die verschiedenen theoretischen Ansätze einer kritischen Betrachtung unterziehen und anhand empirischer Befunde auf ihre Plausibilität hin untersuchen. Dabei sollen die Studierenden anhand eigener Länderfallstudien dazu beitragen, ein umfassendes Bild von Unterschieden und Gemeinsamkeiten sozialdemokratischer Entwicklungen im Ländervergleich zu entwickeln.

 

 

Einführende Lektüre:

Bandau, Frank. 2019. “Was erklärt die Krise der Sozialdemokratie? Ein Literaturüberblick.” Politische Vierteljahresschrift 60: 587-609.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021