Das Studium der Stiftungen eignet sich zur Erkenntnis der mittelalterlichen Gesellschaft in ihren sozialen Zusammenhängen. Geht man von der Einsicht aus, dass der Zweck der Stiftung, das Gebetsgedenken an den Stifter, seine Memoria, oder die anderer von ihm benannter Personen auf Dauer zu sichern, nur durch den Austausch von Gabe und Gegengabe gesichert werden konnte, so ergeben sich vielfältige Hinsichten auf soziale, rechtliche und wirtschaftliche Beziehungen. Der Initiator oder die Verwalter seiner Stiftung und die Empfänger der Stiftungserträge standen in einem Verhältnis gegenseitiger Verpflichtungen, das oft über Jahrhunderte hin durch immer neue Aktualisierungen des Stifterwillens lebendig blieb. Stiftungen des Mittelalters gingen weit über das liturgische Gedenken hinaus und konnten neben Memoria und Caritas auch die Förderung von Kunst, Bildung und Verbreitung des Glaubens als Zwecke verfolgen.

Im Seminar sollen verschiedene Forschungsansätze der rechts-, kunst-, sozial- und kulturgeschichtlichen Stiftungsforschung mittels einschlägiger Texte kennengelernt und an ausgewählten Quellenzeugnissen erprobt werden. Auf diese Weise sollen sowohl zentrale Themenbereiche der mittelalterlichen Geschichte als auch grundlegende Arbeitstechniken, Methoden und Hilfsmittel der Mediävistik vertiefend und forschungsnah behandelt werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021