In seinem Vortrag Die unbedingte Universität (1998) stellt Derrida die Frage nach der Zukunft der Universität in Zeiten der Globalisierung. Dabei geht es um einen universellen Wissensanspruch, der von Grund aus global sein muss, ohne globalisiert werden zu dürfen. Denn nur ein Wissen, das sich von allen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen frei macht, darf einen Anspruch auf universelle, globale Geltung erheben. Welche sind aber die materiellen, realen Bedingungen einer Bildungsstätte, die sich als Ort unabhängiger Forschung versteht und die Gesamtheit der menschlichen Diversität ansprechen will? Unter welchen Bedingungen kann nach Wahrheit und Gerechtigkeit gesucht, darüber diskutiert, davon geträumt werden? In einer Zeit, in der Erkenntnis nur noch als Vernetzung sozialer, politischer und wirtschaftlicher Interessen stattfindet, wird die Universität zum Ort einer fragilen Universalität, die vielleicht denkbar, aber kaum real ist. Als Fiktion eines Als Ob, das nie sein kann, aber unbedingt sein soll, fungiert somit das Universale als Eschatologie eines Prinzips, das nie verwirklicht, aber immer verfolgt wird. Die unbedingte Universität versteht Derrida als die unmögliche Universität, die gerade in ihrer Unmöglichkeit jede Realität übertrifft.
- Lehrende/r: Alessandro Iorio