Gegenwärtige Familienpolitiken und die konfliktreichen Diskurse über Reproduktion in den europäischen Gesellschaften sind nur zu verstehen, wenn man eine historische Perspektive anlegt, welche von den internationalen Konjunkturen der Eugenik über die europäische Zwischenkriegszeit bis zu den Auswirkungen der nationalsozialistischen Rassenpolitik nach 1945 reicht. Hier setzt das Hauptseminar an und fragt in interdisziplinärer und transnationaler Perspektive nach der Geschichte der Familien- und Reproduktionspolitiken im 20. und frühen 21. Jahrhundert. So wollen wir Antworten geben auf die Frage, nicht nur wie gegenwärtig die Rechte von Frauen, Individuen und Familien im Bereich der Reproduktion verhandelt werden, sondern auch warum dies so ist. Wir betrachten die ehemals nationalsozialistisch besetzten oder verbündeten Länder als einen von ethnischen Neuordnungsversuchen gekennzeichneten Raum mit charakteristischen regionalen Spezifika. Heuristisch unterscheiden wir in Regionen, die als Kernräume der deutschen (Besatzungs)Herrschaft firmierten (Polen, Deutsches Reich), als „germanisch“ galten (Niederlande, Norwegen) sowie solche, die befreundet / verbündet / abhängig waren (Spanien, Italien, Frankreich).

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2021