Die Konsumgesellschaft ist nicht erst in den letzten Jahren in Verruf geraten. Bereits die Umwelt- und Friedensbewegung der 1970er Jahre hat die Grenzen des Wachstums benannt und den Massenkonsum mit seinen teilweise zerstörerischen Kräften kritisiert. Die Geschichte der Konsumgesellschaft begann jedoch deutlich früher als oft angenommen wird. Die Vorlesung zeichnet die Anfänge des modernen Konsums nach, der zumindest in manchen europäischen Regionen bereits im 17. Jahrhundert begann. Konsum wird als eine Praxis moderner Gesellschaftsformen verstanden, zu der nicht nur der Ge- und Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen gehörte, sondern auch der soziale und kulturelle Umgang mit ihnen. Konsumieren erfolgte im Schnittpunkt wirtschaftlicher, sozialer, politischer und kultureller Anforderungen, Handlungsmöglichkeiten und Aneignungspraktiken, die neue, ausdifferenzierte, eben moderne Formen der Lebensführung ermöglichte. Die Vorlesung thematisiert zunächst die Entstehung der Konsumgesellschaft in der Frühen Neuzeit und diskutiert, wie weit der Begriff einer Konsumrevolution trägt. Die materielle Kultur des (früh)modernen Konsums wird dann anhand ausgewählter Beispiele vorgestellt, die nicht nur Einzug in die Lebenswelt der meisten Menschen fanden, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung nahmen und die Beziehungen Europas zur außereuropäischen Welt nachhaltig veränderten. Im letzten Teil wird der Übergang in den Massenkonsum ab dem späten 19. Jahrhundert thematisiert.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021