Von der "notorisch rückfälligen Ketzerin" bis zur "Schutzheiligen Frankreichs", nach neuester Würdigung gar zur "Frau des Jahrtausends" - kaum eine andere Frau hat die Geschichte ihrer Zeit selbst mehr bewegt und hat nach ihrem Tod (und schon durch diesen auf dem Scheiterhaufen) die Diskussion um ihre historische Persönlichkeit und Tat bis heute lebendiger halten können als Johanna, die Bauerntochter aus dem lothringischen Domrémy. Dabei ist Vieles aus dem kurzen Leben (1412-1431) der "Jungfrau von Orléans" verklärt, ja bis zum Mythos verzeichnet worden - ein Zug, der übrigens noch einigen der ganz aktuellen Johanna-Biografien zumindest ansatzweise zugrunde liegt. Wie aber erscheinen ihre Persönlichkeit und ihr Wirken nach einem für die historische Kenntnis ganz zentralen Zeugnis, den Prozessakten? Die vielfältigen Aufschlüsse sollen durch die Auswahl der Lektüre und Interpretation auf historiscvhe und theologische Fragestellungen und Aspekte konzentriert werden. Dabei soll die Quellenarbeit keineswegs auf den Verurteilungsprozess von 1431 beschränkt bleiben: die Hinzuziehung der Akten des Nichtigkeitsprozesses (1456) soll vielmehr die Befähigung zu historisch-kritischem Arbeiten besonders vertiefen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021