Im Seminar beschäftigen wir uns als Vertiefung zur Vorlesung „Religionsgeschichte Mesoamerikas” mit der Religion der Azteken, die vom 13. bis 16. Jahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Mexiko lebten. Während der Blütezeit ihrer Kultur entwickelten die Azteken komplexe Vorstellungen über den Kosmos und die Rolle des Menschen darin. Zentrale Motive sind die Abfolge mehrerer kosmischer Zeitalter, die Instabilität des gegenwärtigen Zeitalters, der fortlaufende Kampf gegensätzlicher kosmischer Kräfte und ein umfangreiches, vielfältiges Pantheon. Den Menschen sahen die Azteken als „relationale Personen”, die in ein komplexes Netz kosmischer und sozialer Beziehung eingebunden waren. Eine wichtige Aufgabe des Menschen war es, das Ende der Welt zu verhindern und mögliche Disbalancen kosmischer Kräfte durch Rituale und eine strikte Lebensführung auszugleichen. Aztekische Religion und Kosmovision wurde in einer reichen Schriftkultur überliefert. Aztekische Schriften waren piktographisch, d.h. die Schriftzeichen repräsentierten nicht Sprache, sondern Bilder und bildliche Metaphern. Im Seminar wollen wir uns diesen Vorstellungen, Praktiken und den Primärquellen annähern und dabei grundlegende methodische Fragen der postkolonialen Religionsgeschichtsschreibung diskutieren

Lernziele:

Nach erfolgreichem Abschluss des Seminars

  • können die Teilnehmer*innen zentrale Aspekte aztekischer Religion, Kosmovision und Ritualpraxis erläutern und in den Kontext prähispanischer amerikanischer Religionsgeschichte einordnen
  • und haben eine Sensibilität für fremde Weltbilder entwickelt und sich einer Horizonterweiterung durch die Beschäftigung mit piktorialen Quellen ausgesetzt.

Semester: SoSe 2021