Dass Gewalt den Menschen ‚schon immer‘ begleitet, dass der Mensch ‚von Natur aus‘ Gewalt verübt, scheint auf den ersten Blick unstrittig. Menschen sind in jedem Bereich des Lebens gewalttätig, ob in Gruppen unterschiedlicher Größe oder als Individuen, im Affekt oder aus Berechnung. Gewalt und Macht sind eng miteinander verknüpft und diese Interrelation wurde von allen Kulturen unterschiedlich gedacht, begründet und umgesetzt. Es gibt ‚legitime‘ und durchaus positiv besetzte Gewalt, ‚vorbeugende‘, ‚schützende‘, ‚unausweichliche‘, ‚verständliche‘, ‚bedauerliche‘, ‚abscheuliche‘, und ‚unmenschliche‘ Gewalt. Wer übt wann wie und in welchem Maß Gewalt aus und wie beurteilen wir diese Akte? Über diese Fragen werden wir uns in dieser Übung Gedanken machen, ebenso wie über die vermeintliche ‚Natürlichkeit‘ der Gewalt. Neben dem kulturellen Erbe und der Ideen der Antike und des (christlichen) Mittelalters, liegt der besondere Fokus der Übung und der zu diskutierenden Theorien der Gewalt in der Neuzeit und schließt religiöse, politische, (sozial-)psychologische, anthropologische und sozialwissenschaftliche Erklärungen und Modelle ein. Neben der Frage, wie Gewalt historisch erklärt und problematisiert wurde, soll auch reflektiert werden, wie diese Theorien unseren Blick auf Gewalt in der Vergangenheit verändern und historische Interpretationen beeinflussen können. Teilnehmer*innen sollten bereit sein, auch englischsprachige Texte zu lesen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2021