Als unmittelbarer Nachbar Ägyptens südlich des 1. Kataraktes bei Assuan (Syene) war „Nubien“ seit den pharaonischen Zeiten in wechselseitiger Beziehung mit den Geschicken Ägyptens verbunden. Aber auch für sich betrachtet offenbart sich Nubien als eine kulturgeschichtliche Schatzkammer. Eine Wende in der Wahrnehmung Nubiens, vor allem was seine Entwicklung im ersten nachchristlichen Jahrtausend anbelangt, wurde im Jahre 1960 eingeläutet. Wie schon frühere Kampagnen des 20. Jhs. standen die wissenschaftlichen Unternehmungen in unmittelbarem Zusammenhang mit den Baumaßnahmen am Staudamm von Assuan. Durch dessen Neubau drohte eine weitreichende Überflutung von Kulturland und damit auch potentieller Altertümer, so dass die UNESCO eine international angelegte große Nubien-Kampagne initiierte, die sich über 20 Jahre bis 1980 erstreckte und eine ungeahnte Fülle an archäologischen Daten zu Tage brachte. Infolge dessen findet man zuweilen in der Literatur die Aussage, Nubien sei das archäologisch am besten erforschte Land.
Ziel dieser Veranstaltung ist es, einen Überblick über die Kulturgeschichte des Landes in nachpharaonischer Zeit zu vermitteln. Dieser Überblick schließt gleichermaßen eine Darlegung der historischen und geographischen Grundlagen ein, behandelt zentrale Parameter der politischen und kulturgeschichtlichen Beziehungen zu Ägypten, bietet einen detaillierten Einblick in die Geschichte der Christianisierung des Landes und vermittelt schließlich ein repräsentatives Bild von den archäologischen Zeugnissen.
- Lehrende/r: Suzana Hodak