Der Siebenjährige Krieg (1756-1763) gilt einerseits als klassischer Kabinettskrieg, in dem gestorben wurde für kühl kalkulierte dynastische Interessen der Königshäuser, gesteuert und ausgehandelt eben von kleinen Cliquen von Ministern und Ratgebern in den Kabinetten der Könige. Andererseits aber ist dieser Krieg, besonders von der nationalen Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts, herausgehoben worden aus der Vielzahl der Kabinettskriege im 17. und 18. Jahrhundert und zum schicksalhaften Überlebenskampf zwischen Preußen und Österreich stilisiert worden, weichenstellend für die deutsche Geschichte des ganzen 19. Jahrhunderts. Jüngere Forschungen haben sich indes abgewandt von der Ebene der großen Männer und rücken die Alltagswelt der Soldaten und Zivilisten in den Mittelpunkt, in denen sich jenseits der Kabinette und dynastischen Rivalitäten die strukturellen Bedingungen der Kriegführung im 18. Jahrhundert in den konkreten, oft erbärmlichen Lebensumständen der Menschen und ihren Schicksalen niederschlugen. Noch jüngere Forschungen haben die Blende dagegen wieder weit aufgedreht und den Fokus darauf gerichtet, daß der Siebenjährige Krieg nicht nur auf den Schlachtfeldern Sachsens und Schlesiens, sondern auch um Fort William Henry, Martinique und Wandiwash ausgefochten wurde. Kurz: Der Siebenjährige Krieg eignet sich nicht nur dafür, über Krieg und Frieden zu debattieren, sondern auch, um über die Zusammenhänge von Individuum und Struktur nachzudenken, um Mikro- und Makroperspektiven zu vergleichen. Angesichts der Komplexität des Geschehens kann das alles nur exemplarisch vorgenommen werden. Gerade deshalb eignet sich das Thema aber auch, um unterschiedliche Arbeitsweisen des Studiums und der Forschung kennenzulernen. Zu diesem Zweck werden begleitend die wichtigsten Hilfsmittel und Grundsatzfragen des Faches vorgestellt und besprochen. Wichtige Fertigkeiten wie Recherchieren, Interpretieren und Präsentieren sollen durch Referate, schriftliche Ausarbeitungen und eine Abschlußklausur geübt werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21