Glas ist nach Plastik der jüngste vom Menschen künstlich hergestellte Werkstoff. Heutzutage sind wir von Glas umgeben, die glänzenden, bunten oder transparenten Oberflächen sind für uns alltäglich ge­worden. In Mesopotamien und der Levante der Spätbronze und Eisenzeit war Glas eine Rarität und ein Material, das lediglich einer Elite zur Verfügung stand und erst durch das Aufkommen des Glasbla­sens ca. 50 v. Chr. zum Massenprodukt avancierte.

Glas wurde um ca. 1500 v. Chr. erstmals intentionell hergestellt, erste Hinweise für Glasobjekte im östlichen Mittelmeerraum finden wir z. B. in Nuzi, Tell Brak, Tell Atchana, Tell al Rimah und Assur. Glas war in der Spätbronzezeit ein Luxusprodukt und wurde zumeist für die Herstellung von kernge­formten Fläschchen und Schmucksteinen verwendet, die bunt und opak waren. In der Eisenzeit ver­schiebt sich dies: erstmals wird nun transparentes Glas produziert, das lediglich im Palast verwendet wird, kerngeformte Gefäße hingegen finden sich nun auch in weniger gut ausgestatteten Gräbern.

Die verschiedenen Herstellungsschritte, die die Rohstoffe in Glas umwandelten, können durch Ab­fallprodukte, Keilschrifttexte und chemischen Analysen nachvollzogen werden. Dabei spielt das Glas­zwi­schenprodukt Fritte eine entscheidende Rolle. Rohglas wurde über verzweigte Handelswege an weit­er­verarbeitende Betriebe verhandelt. Da sich das Glas aufgrund unterschiedlicher Rohstoffe durch charakteristische Zusammensetzungen auszeichnet, kann eine chemische Analyse auf den Ursprung der Gläser schließen lassen.

Das Seminar wird sich mit unterschiedlichen Aspekte der Produktion, Verbreitung und Verwendung von Glas in der Spätbronze- und Eisenzeit in Mesopotamien und der Levante beschäftigen. Dabei wird auch auf herstellungstechnische Aspekte eingegangen werden, die einen Einblick in den Umgang mit archäometrischen Analysedaten und Ergebnissen aus der Experimentalarchäologie geben wird. Ferner werden Keilschrifttexte miteinbezogen, die die Produktion von Glas behandeln.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21