Als „sozialistische Bruderstaaten“ des sog. Ostblocks werden die DDR und die Volksrepublik Polen mitunter als gleichförmige Varianten des sowjetischen Modells begriffen. Ostdeutsche und polnische Einzelphänomene geraten dabei in den Hintergrund. Allerdings lohnt sich ein differenzierterer Blick: Zwar teilten die beiden Staaten mit der Bündniszugehörigkeit ihre ideologische Grundlage und wiesen Ähnlichkeiten in ihren politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ansprüchen und Strukturen auf. Gleichzeitig bestanden jedoch – z. B. in Bezug auf die Ausgangssituation nach dem Zweiten Weltkrieg, die konkrete Umsetzung blockübergreifender Prämissen, die Rolle der Kirche, die Aktivitäten und Ziele oppositioneller Strömungen etc. – ebenfalls Unterschiede zwischen den Einzelstaaten.
Anknüpfend an diese Überlegungen wird im Proseminar eine vergleichende Perspektive eingenommen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der DDR und der Volksrepublik Polen ausgewogen herauszuarbeiten. Dabei sollen auch zwischenstaatliche Beziehungen und Transferprozesse sowie Konfliktpotentiale in den Blick genommen werden. Die Methode des historischen Vergleichs wird theoretisch eingeführt und diskutiert, um schließlich ihre Anwendbarkeit und ihr Erkenntnispotential anhand des hier gewählten Praxisbeispiels zu reflektieren.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2020/21
ePortfolio: No