Seit zwei Jahrzehnten erleben wir eine intensive digitale Mediatisierung von Alltag und Gesellschaft und ihre ebenso intensive wissenschaftliche Analyse. Seit Kurzem rückt nun in den Blick, dass vielfältige, hierzu gegenläufige Tendenzen existieren. Zu nennen sind beispielsweise Retrotrends zu Vinyl und Polaroid oder Medienauszeiten/ Medienfasten/ Digital Detox-Wochenenden. Möglicherweise lassen sich in einem weiteren Sinne auch Trends zu Natur und Gärtnern, zu mehr nachbarschaftlichem Kontakt, zu gemeinschaftlichen Kultur- und Medienevents oder zu Konsumkritik als Tendenzen einer Gegenbewegung einordnen. Dabei soll mit dem Begriff „Gegenbewegung“ keineswegs auf ein Entweder-Oder abgehoben werden (also entweder vielfältige Nutzung digitaler Medien oder aber Medienfasten). Vielmehr ist von einem Nebeneinander beider Tendenzen in der Gesellschaft und auch im Medienalltag einzelner Menschen auszugehen.

Das Forschungsseminar zielt darauf, das Spannungsfeld von intensiver Mediatisierung einerseits und gegenläufigen Tendenzen andererseits zu erhellen. Im Zentrum stehen dabei die Nutzer*innen und ihr kommunikatives Handeln im Alltag, das mit qualitativen Methoden erforscht werden soll. Denkbar sind etwa Interviews, Gruppendiskussionen, Beobachtungen im Feld und Ethnografie, Diskursanalysen.

Aus aktuellem Anlass wurde als Teilstudie in Teil 1 „Das häusliche Medienhandeln in der Corona-Situation zwischen Ermöglichung und Zwang“ analysiert und dazu Interviews durchgeführt. In Teil II wird zunächst die übergreifende Auswertung abgeschlossen und sodann im Seminar entschieden, ob diese vertiefend weitergeführt oder durch weitere Studien ergänzt wird. Dies wird weiterhin gerahmt durch die Befassung mit theoretischen Zugängen: De-Mediatisierung, Entnetzung bzw. Disconnection, Kommunikative Grenzziehung, Dynamik und Beharrung im Medienhandeln, Resonanzkonzept sowie ggf. Konsumkritik und Mediennostalgie.

Leistungsanforderungen

Regelmäßige Lektüre und Zwischenpräsentationen sowie als Prüfungsleistung aktive Mitarbeit an allen Schritten des Forschungsprozesses im Rahmen einer AG sowie als Prüfungsanforderung (gemeinsamer) schriftlicher Forschungsbericht.

Sonstige Hinweise:

Die genaue Gestaltung hängt von der Corona-Situation zu Semesterbeginn ab. Angedacht ist eine Mischung aus Zoom- und Vorort-Sitzungen (z.B. Plenum als Zoom, AG als live-Treffen). Materialbereitstellung und Kommunikation erfolgen wie bisher über das Learnweb.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21