Die Vokabel „System“ teilt mit Wörtern wie „Welt“, „Funktion“ und „Kultur“ das Schicksal, zur sinnentleerten Wortmünze herabgesunken zu sein. „System“ wird inflationär gebraucht (wer zweifelt, möge „googlen“): Alles und jedes kann und darf heute als System bezeichnet werden. In der Geschichte der Philosophie und der Wissenschaften hat man mit „System“ (zumindest gelegentlich) wohlbestimmte Begriffe verbunden, wenn auch zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Autoren nicht allemal dieselben.
Nach einem begriffs- und problemgeschichtlichen Überblick über die Vor- und Frühgeschichte in Antike und Mittelalter wollen wir uns der Entwicklung moderner Systembegriffe und Systemideen im 17. und 18. Jahrhundert zuwenden: Welche Ausdrücke werden in dem Begriffsfeld um „System“ gebraucht? Welche Ausdrücke dienen als Synonyme und Antonyme? Wie werden die Ausdrücke aus diesem Begriffsfeld eingeführt, definiert und expliziert? Welche Funktionen erfüllt das Begriffsfeld „System“ innerhalb der Philosophie, insbesondere innerhalb der Metaphysik?
Dazu sind zunächst Schlüsseltexte von B. Keckermann, C. Timpler und J.H. Alsted zu analysieren. Der Schwerpunkt des Seminars liegt dann auf der Entwicklung von Leibniz über Wolff, G.F. Meier und J.H. Lambert bis hin zur berühmten System-Definition in Kants Kritik der reinen Vernunft (KrV A 832f./B 860f.). Schließlich sollen auch Systemskeptiker zu Wort kommen.
- Lehrende/r: Stephan Meier-Oeser
- Lehrende/r: Oliver Robert Scholz